Darum ist Recycling-Gold keine Lösung
Herkunft und Impact von Recycling-Gold
25 November, 2022 durch
Darum ist Recycling-Gold keine Lösung
Desirée Binternagel
ZUSAMMENFASSUNG

- Der Begriff Recycling-Gold wird großzügig verwendet. Gold, welches als Recycling-Gold verkauft wird, besteht überwiegend aus Altgold, das auch in seiner vorherigen Form noch Verwendung finden könnte.

- Die Herkunft von Recycling-Gold ist nicht nachverfolgbar. Es wurde sogar nachgewiesen, dass Gold aus illegalen Quellen als Recycling-Gold auf dem europäischen Goldmarkt landet.

- Je mehr Recycling-Gold nachgefragt wird, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit, dass es sich nicht um echtes Altgold handelt.

- Die Verwendung von Recycling-Gold führt nicht dazu, dass weniger Gold abgebaut wird oder die Bedingungen von Bergbauarbeiter*innen verbessert werden.

- Recycling-Gold ist keine besonders umweltfreundliche Alternative zu abgebautem Gold und in der Aufbereitung nicht klimaneutraler, da die Scheidung den gleichen Energieverbrauch hat.

AUS ALT WIRD NEU

Gold ist für die Menschen schon immer wertvoll gewesen und wird bereits seit Hunderten von Jahren wiederverwertet (recycelt).

Das bedeutet genauer, es wird in Form von Barren, Münzen oder goldhaltigen Gegenständen, zu denen auch Schmuck oder Zahngold gehört, angekauft, in einer Scheideanstalt aufgearbeitet und wieder als Feingold aus Recycling weiterverkauft.

DIE WICHTIGSTEN FRAGEN ZUR VERWENDUNG VON RECYCLING-GOLD

  1. Handelt es sich bei Recycling-Gold wirklich um Recycling?
  2. Wo und unter welchen Umständen wurde das Gold abgebaut?
  3. Ist Recycling-Gold klimaneutral und umweltfreundlich?
  4. Leistet Recycling-Gold einen sozialen Beitrag?
  5. Wird aufgrund des Recyclings von Gold weniger Gold abgebaut?

Definition [RECYCLING]

Recycling bezeichnet die Wiederverwertung von Materialien, die keinen Nutzen mehr haben oder das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben. Ein gutes Beispiel sind leere und benutzte Glasflaschen, welche über den Altglascontainer gesammelt werden und wieder zu neuen Flaschen verarbeitet werden. Die Motivation ist das Einsparen von Rohstoffen und die Vermeidung von zusätzlichem Müll, um die Umwelt zu schützen. Wir sprechen hier von sogenanntem Post-Consumer-Waste.

1. Handelt es sich bei Recycling-Gold wirklich um Recycling? 

Mittlerweile wird der Begriff Recycling großzügig verwendet. Auch die Weiterverarbeitung von Produktionsresten wird häufig bereits als Recycling bezeichnet. Vergleichen wir das mit dem Backen von Plätzchen: Der Teig wird ausgerollt und es werden Plätzchen ausgestochen. Die verbleibenden Teigreste werden neu geknetet und ausgerollt, um daraus neue Plätzchen zu formen. Niemand käme wohl auf die Idee, das Recycling zu nennen. Dieser sogenannte Post-Industrial-Waste wird aus Gründen des Pragmatismus selbstverständlich wieder mit verarbeitet.

 Recycling vs. Recycling-Gold

[Recycling]

  • Materialien, die in ihrer jetzigen Form keine Verwendung mehr finden
  • Produkte, die das Ende ihrer Lebensdauer erreicht haben.

 [Recycling-Gold]

  • Goldbarren, Münzen aus Ankäufen
  • Produktionsreste
  • Schmuck
  • Elektroschrott, Zahngold, etc.

Recycling-Gold besteht überwiegend aus Gold, das auch in seiner vorherigen Form durchaus genutzt werden könnte. Goldbarren, Münzen und Schmuck werden angekauft und von Produktionsstätten in neue Goldprodukte umgeformt. Diese werden dann damit beworben, ethisch unbedenklich, umweltfreundlich und klimaneutral zu sein.

2. Wo und unter welchen Umständen wurde das Recycling-Gold abgebaut?

Zur Herkunft des Recycling-Goldes wird bei den meisten Händlern oder Scheideanstalten keine Angabe gemacht.

Um umweltbewusst und sozial zu handeln, sollte beim Kauf von Recycling-Gold darauf geachtet werden, ob es sich wirklich um Altgold aus Elektroschrott oder angekauftem Schmuck handelt. Leider gibt immer wieder Fälle, in denen Gold aus illegalen Quellen in den regulären Edelmetallhandel gelangt und als Recycling-Gold weiterverkauft wird. Dies geschieht häufig über den internationalen Goldhandel in den Arabischen Emiraten.

[Studie]

Eine Studie der Schweizer Non-Profit Organisation SWISSAID, aus dem Jahr 2020, belegt, dass ein Großteil des Goldes, das über die Schweiz als Recycling-Gold nach Deutschland verkauft wird, aus den Vereinigten Arabischen Emiraten stammt. Die Kontrollen in Dubai bezüglich der Herkunft von angekauftem Gold sind nachweislich unzureichend.

Ein Beispiel: Bei Einreise aus dem Kongo, mit Transfer in Frankreich, gilt beim Import des Goldes aus dem Kongo, Frankreich als Herkunftsland.

Das Fazit der Studie: Illegales Gold aus Konfliktgebieten landet ohne Probleme im internationalen Goldhandel.

3. Ist Recycling-Gold klimaneutral und umweltfreundlich?

Recycling-Gold wird häufig als besonders umweltfreundlich bezeichnet, da kein neues Gold dafür abgebaut wird. Was dabei vergessen wird, ist die Tatsache, dass das Gold durchaus zu einem früheren Zeitpunkt abgebaut wurde. Über die Art und Weise, wie das passiert ist, sind keinerlei Informationen verfügbar. Es ist also auch nicht bekannt, ob der Goldabbau ökologisch und sozial verantwortungsvoll stattgefunden hat.

Ein häufiges Argument für die Verwendung von Recycling-Gold ist die Aussage, dass es klimaneutraler sei, da keine langen Transportwege anfallen, wenn Altgold in Scheideanstalten vor Ort neu aufgearbeitet wird. Hier ist zu bedenken, dass das angekaufte Altgold, welches zur Herstellung von Recycling-Gold verwendet wird, die gleichen Transportwege hinter sich hat, wie neu abgebautes Gold, es besteht lediglich eine zeitliche Versetzung. Die technischen Prozesse in Scheideanstalten haben einen sehr hohen Energieverbrauch, auch hier besteht kein Unterschied zwischen der Aufarbeitung von Gold aus dem Bergbau und aus Altgold. Bei beiden Prozessen, wird das angekaufte Gold unter Energieaufwand geschieden, um eine fast 100-prozentige Reinheit des Goldes zu erzielen.

4. Leistet Recycling-Gold einen sozialen Beitrag?

In der Regel hat die Verwendung von Recycling-Gold keinerlei sozialen Aspekt. Im Gegenteil, das Leben der vielen Millionen Bergbauarbeiter*innen wird dadurch eher nachteilig beeinflusst, da die Preise für Recycling-Gold unter dem regulären Preis für abgebautes Gold liegen. Greifen immer mehr Menschen lieber auf Recycling-Gold zurück, entsteht ein hoher Preisdruck, der dazu führt, dass vielerorts Kleinbergbauarbeiter*innen zu wenig Lohn für ihre Arbeit erhalten. Das Gold gelangt über illegale Wege in den regulären Goldmarkt, um unter anderem als das nachgefragte Recycling-Gold verkauft werden zu können.

Ein weiterer Aspekt, der berücksichtigt werden muss, ist die Tatsache, dass bei der Verwendung von Recycling-Gold die Art und Weise, wie Gold abgebaut wird, keine Beachtung mehr findet. Damit verschließt die Welt die Augen vor den Zuständen im illegalen Bergbau und es wird den Menschen keine Perspektive geboten, die zu einer Verbesserung der Umstände vor Ort führt.


5. Wird aufgrund des Recyclings von Gold weniger Gold abgebaut?

Der Bedarf nach Gold steigt mit jedem Jahr weiter, es ist allerdings schwierig mehr Altgold in den Kreislauf zu bringen, da sich das Gold in Verwendung oder Verwahrung befindet. Momentan deckt das angelieferte Altgold nur etwa 23 % des weltweiten Bedarfs an Gold. 
 

Der Goldabbau ist bisher in keiner Weise durch die Verwendung von Recycling-Gold reduziert worden. Zudem wird mit aktuell weiter steigenden Goldpreisen, in immer mehr einkommensschwachen Gebieten begonnen Gold abzubauen, und das auch häufig unter prekären Bedingungen.

Wir möchten das Problem an der Wurzel packen und die Menschen im Kleinbergbau unterstützen. Mit der Möglichkeit, uns für Gold aus nachverfolgbaren und fairen Quellen zu entscheiden, liegt die Verantwortung bei uns.


Darum ist Recycling-Gold keine Lösung
Desirée Binternagel 25 November, 2022
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